Page 47 - KANADA Magazin 2024
P. 47
Die Provinz Saskatchewan bildet mit ihren endlosen Wäldern und
Tausenden Seen ein Paradies für Biber, Seeadler, Bären und Bisons.
Früher zog es viele Trapper in die Wildnis des Nordens, heute sind
es Wassersportler, Angler und Wanderer.
Von Michael Juhran
m Robertson Trading Post in
der kleinen Gemeinde La Ronge
I fühlt man sich zurückversetzt an
den Beginn des vergangenen Jahr-
hunderts. Felle von Nerzen, Bibern,
Mardern, Füchsen und Wölfen zeu-
gen von der Blütezeit des Pelzhan-
dels. „Die Tierbestände konnten sich
wieder erholen“, sagt Diane Robert-
son und streicht über ein weiches
Luchsfell. „Nur die Fallensteller ster-
ben langsam aus.“
Diane erbte von ihrem Vater einen
der letzten geschichtsträchtigen Han-
delsposten und hält an der Tradition
fest, Felle von Trappern der Cree-
Nation zu kaufen, obwohl die Nach-
frage und Preise den Aufwand kaum
noch lohnen. Die verbliebenen Trap-
per betreiben das Gewerbe nur noch
als Hobby und Zuverdienst.
Tausch der Felle
Rund 80 Kilometer nordöstlich von
La Ronge treffen wir Sally McLeod.
Sie stammt aus einer Cree-Gemeinde
an der Grandmother’s Bay. Als Sto-
rytellerin teilt sie im Thompson’s
Camp in Missinipe Geschichten aus
der Trapperzeit. „Wir lebten nahezu
autark“, berichtet sie am Lagerfeuer.
„Mein Vater machte sich regelmä-
ßig per Kanu auf dem Churchill
River auf den Weg, um Felle gegen
Metallwaren, Mehl, Eier, Zucker und
andere Lebensmittel einzutauschen.
Ansonsten bot uns Mutter Natur
ausreichend Fleisch, Fisch, Beeren,
Wurzeln und Kräuter.“
Kam ihr Vater von seiner rund
100 Kilometer langen Trapping
Line – der mit Fallen und Schlingen
bestückten Strecke – zurück, musste
ihre Mutter die Felle präparieren und
das Leder gerben. Das Fleisch wurde
gegessen oder getrocknet, aus Fellen
2024 KANADA 47