Page 38 - KANADA Magazin 2024
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ROCKY MOUNTAINEER
Glas Wein. Nur noch wenige Stunden,
dann hat der Zug die Berge erreicht.
Zeit für einen Rundgang: Die
Waggons des luxuriösen GoldLeaf Foto: Rocky Mountaineer
Service bestehen aus zwei Stock-
werken: Oben sitzt man in beque-
men Reisesesseln unter gewölbten
Panoramafenstern, unten serviert
die Gourmet-Crew zweimal täg-
lich preisgekrönte Menüs. Schon
zum Frühstück gab es heute sieben
Gerichte zur Auswahl.
Regionale Produkte
Zur Mittagspause stehen auf der Karte
drei Gänge: Zur Vorspeise gebeizter
Lachs auf Salat, dazu Naan-Brot mit
Paprikaaufstrich. Beim Hauptgang Gläserne Hülle: Rundblick im Panoramawaggon des GoldLeaf Service.
haben die Reisenden ebenfalls die
Wahl: Wie wäre es mit einer Nudel-
pfanne mit mariniertem Tofu? Oder Die kulinarischen Genüsse gehö- das Örtchen Canoe passiert. Auch
einem frischen Steak aus Alberta mit ren zu den Höhepunkten an Bord, dort gibt es eine rührende Bahn-
Chimichurri-Kartoffeln? Oder einem ebenso wie die Aussicht aus den geschichte zu erzählen. Sie handelt
gebackenen Hähnchen aus dem Fra- Panoramafenstern. Zu Beginn in von Doris, die aus einer Eisenbahner-
ser Valley mit Waldpilzen? Vancouver besticht der Blick auf familie stammt und in einem gelben
In das jährlich wechselnde Menü Wolkenkratzer und die stählernen Haus direkt am Bahngleis lebt. „Seit
fließen Produkte aus regionaler Brücken, die sich über den Fra- 30 Jahren stellt sie sich regelmäßig an
Produktion , soweit diese verfüg- ser River spannen. Danach folgt die Haustür, wenn der Zug vorbei-
bar sind. Zum Nachtisch gibt es der Zug den Flusstälern des Fraser kommt“, erzählt Schaffnerin Dana.
Käsekuchen, dazu ein Kompott mit und Thompson durch wüstenartige
Früchten aus dem Okanagan Valley, Landschaften, bevor man im Städt- Tunnels und Pässe
einem der wichtigsten Anbaugebiete chen Kamloops übernachtet. So auch dieses Mal. Als der Zug
im Westen – von dort stammt auch Viele Gäste sitzen noch im Spei- durchrollt, steht Doris schon bereit
der Wein. seabteil, als der Zug am zweiten Tag und winkt. Neben ihr bellt der Fami-
lienhund, der gelernt hat, dass er stets
einen Hundekuchen bekommt, wenn
die Bahn vorüberfährt. Nur einmal
Foto: Jörg Michel war Doris nicht zu Hause. Da saß sie
auf Einladung der Bahngesellschaft
selbst im Zug – und eine Crew fuhr
indessen zu ihrem Haus nach Canoe,
um ihr von dort zuzuwinken. Eine
schöne Geste!
Über ratternde Gleise geht es wei-
ter, bis der Zug kurz vor dem Eagle
Pass in British Columbia im Örtchen
Craigellachie bremst: Dort wurde am
7. November 1885 der letzte Nagel der
transkontinentalen Eisenbahn in eine
Holzschwelle getrieben – und damit
die geografische Einheit Kanadas voll-
endet. Es ist ein Bild, das in keinem
Geschichtsbuch in Kanada fehlt.
Dann geht es auf einmal schnell:
Erst tauchen in der Ferne die Gip-
Zinnen wie in einer Burg: Castle Mountain. fel der Columbia Mountains, dann
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