Page 25 - KANADA Magazin 2024
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mehrtägigen Programmen im Haida
House können Besucher mehr über
die Kunst und Kultur des Volkes
erfahren, das seit mindestens 13.000
Jahren auf dem Archipel wohnt. Die
Vorfahren von Marni York.
Ihr Haida-Name lautet Aadiitsii
Ob Totemschnitzer, Kanubauer, Jaad, „die Frau, die in den Wäldern
Potlatchtänzer: Auf dem lebt“. Ihrem Namen macht York alle
pazifischen Archipel Haida Ehre: Bevor sie Tourguide wurde,
arbeitete sie lange als Baumpflan-
Gwaii erlebt die Kultur der zerin in den uralten Regenwäldern
indigenen Bewohner eine neue von Haida Gwaii, die zu rund einem
Blüte. Besucher können daran Viertel aus Zedern bestehen. Sie trägt
teilhaben. Von Jörg Michel einen geflochtenen Hut, der aus
Zedernrinde gefertigt wurde.
„Für unser Überleben waren
und sind die Wälder von entschei-
ieser unverwechselbare dender Bedeutung“, erzählt sie und
Duft! Schon beim Öffnen zeigt auf eine Zeder, die auf Deutsch
D der Eingangstür zur Hütte Riesenlebensbaum heißt. Aus der
liegt er in der Luft: das Aroma von Rinde flechten die Haida nicht nur
frischem Holz, gepaart mit Spuren Hüte, sondern auch Körbe, Matten
von Zitrusöl und Harz. Es ist ein und Seile. Aus den Stämmen bauen
wunderbarer süßlicher Duft, der sie Langhäuser, schnitzen Kanus,
zugleich beruhigt und betört. Der Zeremonienmasken oder prächtige
einen sofort willkommen heißt. Totempfähle.
Ankunft im Haida House, einer Yorks Tourbus stoppt vor einem
Lodge mit modernen Strandhütten Holzschuppen in Skidegate, einem
aus Zedernholz. Die Balken, Bretter von zwei Dörfern des Archipels, die
und Möbel duften ganz frisch, als überwiegend von Angehörigen der
seien sie gerade gezimmert worden. Haida bewohnt werden. Der Schup-
Beim ersten Blick bleiben die Augen pen steht an einer Bucht direkt am
an einem historischen Schwarz- Meer. Im Hintergrund sieht man
Weiß-Poster hängen, das ein Lang- Fjorde, bewaldete Hügel und kleine
haus und fünf Totempfähle zeigt. Inseln. Am Himmel kreisen zwei
Auch diese wurden einst aus Zedern- Weißkopfseeadler.
holz gebaut.
„Zedern haben in unserer Kul- Totempfahl mit Tierfiguren
tur eine monumentale Bedeutung“, Der Schuppen dient als Werkstatt und
erklärt Marni York, die als indige- Atelier für die Künstler des Dorfs.
ner Tourguide für das Haida House Drinnen hängt der gleiche Duft nach
arbeitet, das von den Haida First Zedernholz. Der Boden ist übersät mit
Nations betrieben wird. Die Hütten Sägespänen. Ein Mann mit Baseball-
ähneln Langhäusern und liegen zwi- kappe steht über einen gut zwei Meter
schen Stranddünen an der Ostküste langen Stamm gebeugt. Mit einem
Foto: Northern BC Tourism/Shayd Johnson Queen Charlotte Islands verzeich- chen mit schwarzer Farbe.
Schnitzmesser bearbeitet er das wei-
von Haida Gwaii, einem Archipel,
che Holz, danach bepinselt er die Fur-
das auf alten Landkarten noch als
net ist.
Garner Moody ist einer der
bekanntesten Holzschnitzer der
In Anerkennung ihres indigenen
Haida. Seine Werke finden sich in
Erbes heißen die rund 150 pazifischen
Museen und Galerien auf der ganzen
Inseln heute Haida Gwaii, übersetzt
Welt. Berühmt ist er für seinen Sil-
„Inseln der Menschen“. Rund 5.000
Bewohner leben dort, etwa die Hälfte
ber- und Goldschmuck, aber auch für
gehört dem Volk der Haida an. Bei
Masken und Totems aus Argillit oder
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