Page 21 - KANADA Magazin
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MANITOBA
W
Weit aufgerissene Augen, knotige
Hände, eine Reihe spitzer Zähne
und die Nasenlöcher zwei schwarze
Abgründe: Qallupilluq ist ein überna-
türliches Wesen, das einen mitnimmt
in die eisige Welt der Hudson Bay. Und
Darlene Coward Wight ist eine gute
Erzählerin, die auch dieses mythische
Steinwesen der Inuit mit Geschichten
zum Leben erwecken kann.
Während draußen der Sommer-
tag sein warmes Licht auf Manitobas
Hauptstadt wirft, berichtet die Chef-
kuratorin der Winnipeg Art Gallery
(WAG), was es mit Qallupilluq auf sich
hat. Es ist eine Art pädagogische Geis-
tergestalt, die Kinder davon abhalten
soll, zu nah an die brüchige Eiskante zu
treten.
Handelsschiff
Qallupilluq ist nur eine der rund 13.200
Inuit-Pretiosen, die im WAG lagern
und ausgestellt sind. Nirgendwo auf
der Welt ist mehr Kunst aus dem hohen
Norden versammelt als hier, gefer-
tigt aus Stein, Moschusochsenhorn,
Karibu-Geweih und Walross-Elfenbein.
Entstanden sind sie größtenteils erst
nach 1950. Vorher hatten die noma-
disch lebenden Inuit schlicht keine Zeit
für Kunst, es ging um das pure Über-
leben der Familie. Erst als sie von der
kanadischen Regierung zur Sesshaf-
tigkeit gezwungen wurden, begannen
Einzelne, Kunstgegenstände wie Qal-
Urbanes Flair: Portage Avenue und lupilluq mit seinen weit aufgerissenen
Segovia Tapas Bar (oben rechts). Was einst als Handelsposten der Hudson Bay Augen zu fertigen.
Company begann, ist heute eine moderne Metropole
48 Stunden mit wegweisenden Museen und lebendiger Food- Blocks entfernt, warten derweil Dino-
Im Manitoba Museum, nur einige
Winnip eg Szene. Thomas Linkel (Text und Fotos) gibt Tipps für ersten Handelsschiffs der Hudson Bay
saurierskelette und der Nachbau des
ein perfektes Wochenende in Manitobas quirliger
Company auf ihr staunendes Publi-
Hauptstadt Winnipeg.
kum. Die „Nonsuch“ begründete mit
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